Die Berliner Demonstration zum Global Marihuana March (GMM) 2014 startet am 10. Mai um 14 Uhr am bekannten Cannabisschwarzmarkt Hasenheide und wird am nicht weniger berüchtigten Drogenumschlagplatz Görlitzer Park mit einer Abschlusskundgebung enden. Der Görlitzer Park wurde laut Organisatoren als Ziel gewählt, um dem Coffeeshop-Antrag des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg Nachdruck zu verleihen. Die Demonstraten sehen in der Errichtung von Coffeeshops einen sinnvollen Schritt in Richtung Schadensminderung.
In Deutschland können derzeit lediglich etwa 200 Patienten Cannabis legal in der Apotheke erwerben. Die dort verkaufte Ware ist auf ihre Qualität geprüft, die Wirkstoffanteile (THC und CBD) sind bekannt und auf der Verpackung angegeben. Der Umgang mit Apothekenmarihuana ist für den Patienten vergleichsweise unkompliziert und risikoarm. Andererseits sind mehrere Millionen Cannabiskonsumenten auf den Schwarzmarkt angewiesen. Die Schwarzmarkthändler – umgangssprachlich Dealer – wissen zumeist selbst nicht, welchen Wirkstoffanteil ihre angebotene Ware enthält. Besonders unschön sind Dealer, die sich nicht als „Dienstleister auf dem Drogenmarkt“, sondern in erster Linie als Geschäftemacher sehen. Diese schwarzen Schafe panschen ihre Ware mit diversen Streckmitteln, um durch Steigerung des Gewichtes den Gewinn zu maximieren. Diese Streckmittel stellen oft eine erhebliche Gefahr für die Konsumenten dar. So besprühen gewisse Dealer minderwertige Ware mit synthetischen Cannabinoiden, um eine stärkere Wirkung herbeizuführen. Zu den Nebenwirkungen dieser synthetischen Cannabinoide ist sehr wenig bekannt. Es gibt aber Berichte darüber, dass es bei einigen der Konsumenten zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen gekommen ist. Sogar Todesfälle sind aktenkundig geworden. Nach dem Konsum ungestreckter, natürlicher Cannabisprodukte gab es hingegen bislang weltweit keinen verifizierten Todesfall.
Selbst Cannabisgegner räumen ein, dass durch die Situation auf dem Schwarzmarkt das Risiko der Konsumenten, Schaden zu nehmen, größer ist, als dies bei einem legalen kontrollierten Markt der Fall wäre. Auf einem legalen Markt gäbe es wohl kaum gestreckte oder gepanschte Ware zu kaufen. Ganz ausschließen kann man das natürlich nicht, man denke beispielsweise an die Skandale mit Glykol im Wein.
Eine Alternative zum bestehenden Schwarzmarkt wären sogenannte Coffeeshops. Insbesondere, wenn die dort angebotene Ware auf Schadstoffe und Streckmittel geprüft würde. Zudem könnte die Coffeeshopware mit der Angabe von Wirkstoffanteilen versehen werden, genau so wie auf jeder Flasche Bier, Wein oder Schnaps der Alkoholgehalt angegeben ist. Erst solche Angaben ermöglichen Konsumenten ein realistisches und zielführendes Risikomanagement. Deshalb fordern neben den GMM-Demonstranten auch immer mehr Politiker, Wissenschaftler, Kriminalisten und Gesundheitsexperten den legalen Verkauf von Gras und Haschisch in geprüfter Qualität, um die Schäden für den einzelnen Konsumenten wie auch für die Gesellschaft als Ganzes zu mindern.
In Berlin zählen die Hasenheide und der Görlitzer Park zu den größten offenen Schwarzmärkten für Marihuana und Haschisch. Der Görlitzer Park ist zudem durch einen Antrag der Bezirkverordetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg bundesweit bekannt geworden. Darin fordern die Grünen, unterstützt von Piraten, Linken und der SPD, im Rahmen eines Modellprojekts im Park Coffeeshops zu errichten. Dazu Hans Cousto, schweizer Musikwissenschaftler, Drogenforscher und Teil des Berliner GMM-Organisationskommitees: „Coffeeshops bieten Konsumenten als legale Abgabestellen zwei wesentliche Vorteile. Zum einen erleichtern sie die korrekte Wirkstoffdosierung und verringern damit die Gesundheitsrisiken. Außerdem öffnen Coffeeshops angstfreie Räume für Prävention, Beratung, Substanzkunde – was die gesamtgesellschaftlichen Kosten des Cannabisgebrauchs mittelfristig senken wird. So profitieren am Ende auch jene, die selbst nicht kiffen.“
Druckdaten
Download des GMM 2014 Posters als PDF: Poster des Global Marijuana March 2014 in Berlin
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